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Sonntag, 24. November 2024 Mediadaten
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Brakel (red). Die Vincentinerinnen haben nicht nur die Brakeler Stadtgeschichte und das caritative Leben der Gemeinde St. Michael maßgeblich geprägt. Auch mit der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE) sind die Ordensschwestern jahrzehntelang eng verwoben gewesen. "Die Gemeinschaft im Seniorenhaus St. Antonius ist immer wie eine große Familie für uns gewesen", sagt Schwester Sigrun, die Brakel nun nach mehr als 16 Jahren verlassen wird. 

Pfarrer Willi Koch feierte den Abschied der Vincentinerinnen einen Gottesdienst unter freiem Himmel im Garten des St. Antonius Seniorenhauses - natürlich mit dem notwendigen Abstand. Wie berichtet, wollten die beiden letzten Vincentinerinnen Schwester Anselma und Schwester Sigrun bereits im April ihren Ordensschwestern in den Kreis Paderborn ins Altenheim folgen. Doch dann wirbelte die Corona-Pandemie die Pläne der Schwestern ordentlich durcheinander und sie blieben länger als geplant ehrenamtlich in ihrer Wirkungsstätte im St. Antonius Seniorenhaus. 

Leicht fällt Schwester Sigrun und Schwester Anselma der Abschied nicht. "Mein Kopf sagt, es ist jetzt soweit, wir haben das entsprechende Alter erreicht. Mein Herz weint", sagt Schwester Sigrun, die vor allem das Leben mit den Bewohnern, Mitarbeitern des St. Antonius Seniorenhauses, aber auch die stets gute Zusammenarbeit mit Pfarrer Willi Koch "schmerzlich vermissen" wird.

Mehr als 40 Jahre lang war sie als Heilpädagogin tätig, bis sie sich für die Jugendarbeit zu alt fühlte und zur Krankenhausseelsorgerin umschulte. Nach einer Station auf Norderney wurde sie 2004 nach Brakel versetzt. Dort war die heute 80-Jährige vor allem als Koordinatorin der 40 ehrenamtlichen Heferinnen aktiv. Eine große Unterstützung im Umgang mit Bewohnern und Angehörigen waren ihre heilpraktische Erfahrung und gesprächstherapeutische Ausbildung. In den Wohngruppen bot sie Gedächtnistraining an. 

Wenn Schwester Sigrun die Zeit in Brakel Revue passieren lässt, denkt sie aber nicht nur gerne an die gelebte Gemeinschaft und die Arbeit im Seniorenhaus zurück. "Auch das Annenfest war für uns immer ein besonderes Ereignis", sagt sie, "vor allem die Fahrten im Riesenrad mit Pfarrer Willi Koch haben uns immer besonders viel Spaß gemacht." 

Auch Schwester M. Anselma blickt ihrem Abschied mit einem lachenden und weinenden Auge entgegen. Sie kam 1989 vom Paderborner Mutterhaus als Küchenschwester nach Brakel. Noch heute nimmt die 84-Jährige zahlreiche Aufgaben im Seniorenhaus wahr: Unter anderem ist sie zuständig für die Kapelle, die Hochbeete im Garten und das Zeichnen der Wäsche.

Für Beatrix Wottke, Einrichtungsleiterin des St. Antonius Seniorenhauses, geht mit dem Abschied der Ordensschwestern ein Stück Tradition und Vertrautheit verloren. "Sie haben viel Arbeit abgefangen, vor allem am Wochenende. Viele Bewohner und Angehörige konnten jederzeit ihre Hilfe und Unterstützung in Anspruch nehmen", sagt sie. Wenn ein Bewohner im Sterben lag, haben die Schwestern ihn und seine Angehörige seelsorgerisch betreut. Wottke: "Die Ordensschwestern hinterlassen eine große Lücke und ich weiß noch nicht, wie wir diese füllen können. Ich glaube, erst wenn sie uns verlassen haben, wird uns allen noch stärker bewusst, was sie alles im Verborgenen geleistet haben. Sie werden uns sehr fehlen."

Auch KHWE-Chef Christian Jostes bedauert den Abschied. "Anderthalb Jahrhunderte haben die Vincentinerinnen schließlich in Brakel, vor allem auch im St. Antonius Seniorenhaus, gewirkt und ihre Spuren hinterlassen", sagt Jostes, der den Schwestern gemeinsam mit Pfarrer Willi Koch ein besonderes Geschenk überreicht: Zwei Kirchenfenster aus dem ehemaligen Landeshospital in Paderborn, an dem auch die Vincentinerinnen tätig waren, hängen nun an einer Außenwand des Seniorenhauses. Sie wurden restauriert, gerahmt und sollen künftig an die Ordensschwestern erinnern. "Denn niemals geht man so ganz", sagt Jostes bei der Abschiedsveranstaltung.

Wenn Schwester Sigrun und Schwester M. Anselm Brakel in der kommenden Woche verlassen und in das Altenheim der Vincentinerinnen in Borchen ziehen werden, möchten sie vor allem eines: zur Ruhe kommen und sich entspannen. "Wir möchten uns allerdings nicht in den Liegestuhl legen und gar nichts tun. Das können wir nicht gut", sagt Schwester Sigrun schmunzelnd. "Aufgaben gibt es auch dort genug. Wir lassen uns überraschen." 

Die Vincentinerinnen gründeten vor 170 Jahren in Brakel die erste Niederlassung außerhalb Paderborns - dieser Bezirk wird noch heute liebevoll als der "heilige Bezirk" bezeichnet, denn seit 1304 gab es hier bereits ein Hospital (das Heilig-Geist-Hospital), um kranke Menschen zu versorgen.

Die Gemeinde St. Michael setzte diese Tradition fort und unterhielt ein Krankenhaus, später wurde es bis auf den heutigen Tag St. Vincenz-Hospital genannt. Aber auch in der Gemeinde St. Michael waren die Vincentinerinnen tätig. Nachdem das Krankenhaus in der Danziger Straße neu gebaut wurde, baute die Gemeinde an der jetzigen Stelle das Seniorenheim St. Antonius. Auch hier waren die Vincentinerinnen bis auf den heutigen Tag tätig. Vorgänger war das alte Kapuzinerkloster, in dem das Altenheim untergebracht war unter dem Namen „Anna-Haus“.

Foto: KHWE

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