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Montag, 25. November 2024 Mediadaten
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Brakel. Wieso lohnt es sich im Einzelhandel vor Ort zu kaufen? Wie werden neueste Wohntrends entdeckt? Wie entwickelte sich unserer Region in Sachen Einzelhandel und warum sind die Zahlen der Auszubildenden so stark rückläufig? All diese Fragen hat uns die Familie um Traditionsunternehmer Klaus Tensi beantwortet.

Als ich zu unserem vereinbarten Gesprächstermin in der Ostheimerstraße 9, das Geschäft der Familie Tensi betrete, herrscht positive Hektik: Rita Tensi dekoriert und gestaltet in diesem Moment gemeinsam mit ihrem Praktikanten die Schaufenster und Thementische ihres Geschäfts. „Ganz schön authentisch, genauso wie ich es mir vorgestellt habe“, geht es mir direkt beim Eintritt durch den Kopf. Nach unserem Gespräch sollte sich dieser Eindruck festigen und mich anschließend zum Nachdenken anregen.

Familiengeschichte aus zwei Jahrhunderten

„Angefangen hat alles vor vielen Jahren-, um genau zu sein 1832, als mein Urururgroßvater, Johannes Tensi von Campello Monti aus Italien mit seinem Schäferhund von Italien nach Deutschland auswanderte“, erinnert sich Klaus Tensi zurück an die Anfänge.

Während dieser Zeit verkaufte der ehemalige Gründer des Familienunternehmens Zinn- und Kupfersachen. In seinem eigens gegründeten Zinngießbetrieb fertigte er unter anderem Teller und Schüsseln an. Nach einigen Jahren erwarb Johannes Tensi das Haus in der Ostheimerstraße 9, in dem noch heute das Geschäft der Firma zu finden ist.

Nach 40-jähriger Tätigkeit übernahm Fritz Tensi, Sohn von Johannes den Betrieb und brachte durch seine abgeschlossene Klempner- Ausbildung ein weiteres Aufgabengebiet in den elterlichen Betrieb. Mit dem weiteren Handwerkszweig wurde der Laden mit einer Werkstatt erweitert und die Anzahl der angebotenen Produkte nahmen stetig zu. Mit dem dritten Generationenwechsel, durch Valentin Tensi, wurde die Werkstatt um das Installations- und Elektro Handwerk erweitert. „Im Zuge der Elektrifizierung hier in Brakel waren metallverarbeitende Betriebe gefragt und geeignet, diese Arbeiten auszuführen“, erklärt Klaus Tensi die Zunahme des Aufgabenspektrums. Somit wurde Tensi ein fester Ansprechpartner in Sachen Elektro und Sanitär. Seit 2016 führt Adrian Tensi das Unternehmen in sechster Generation fort. 

Fachkräftemangel stimmt die Unternehmerfamilie nachdenklich

„Das Problem ist bekannt“, macht Klaus Tensi deutlich. „Wir haben bis jetzt jedes Jahr zwar im Bereich Elektro und Sanitär ausgebildet, jedoch ist es sehr schwer geworden, neue junge Leute für die kommenden Jahre zu finden und sie für den Beruf zu begeistern.“ Wo noch 1984 um die 130 Auszubildende im ersten Lehrjahr im Bereich Elektrik im Kreis Höxter eine Ausbildung begonnen haben, sind es heute nur noch 13. Eine Quote von 10 %. „Die Entwicklung mit dem Fachkräftemangel erstreckt sich seit Jahren“, erzählt der 66-Jährige weiter. Beide schauen jedoch zuversichtlich in die Zukunft. „Wir haben für das Ausbildungsjahr 2018 schon einen Auszubildenden und sind darüber sehr froh.“

Auch Rita Tensi freut sich auf die Zukunft: „Wir haben immer wieder Praktikanten bei uns im Einzelhandel. Wir freuen uns, jungen Menschen zu zeigen wie die Arbeit in unserem Geschäft abläuft und sie daran teilhaben zu lassen und wie viel Spaß und Freude man auch an der gemeinsamen Arbeit haben kann.“

Bedürfnisorientiert mit Herz und Hand 

Innerhalb des stetigen Wandels aus fast zwei Jahrhunderten in Sachen Sanitär, Elektrizität und Installation veränderten sich auch die Bedürfnisse der Kunden. „In den Jahren hat sich die Nachfrage immer wieder verändert. In den 60er Jahren beispielsweise haben wir noch Elektrogeräte wie Waschmaschinen und Staubsauger verkauft. Heute hingegen haben wir uns den Bedürfnissen und neusten Trends angepasst“, beschreibt Rita Tensi. Unter anderem werden heute Haushaltsartikel von namhaften Herstellern wie WMF, Dekorationsartikel und Handtaschen oder Tücher in der Ostheimerstraße 9 verkauft. Auch im Bereich der Elektroinstallation verändern sich die Bedürfnisse der Kunden. Vor einigen Jahren noch waren Solaranlagen besonders angefragt. Heute geht der Trend zu Rauchmelder-, KNX-, Beleuchtungs- und Einbruchmelde-Anlagen.

Spüren, was den Trend ausmacht

Wenn Rita Tensi gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen neue Trends für die kommende Saison aufspürt, nutzt sie ganz bewusst große Messen wie unter anderem die in Hamburg, Frankfurt oder Dortmund. Wichtig sind Informationen: Was ist gefragt? Was verändert sich?

„Man spürt es, wenn man durch die Messehallen schlendert: Welche Farben und Formen sind gerade im Trend?“, beschreibt die 61-Jährige.

In diesem Jahr sind besonders Wohnaccessoires wie Tischdekoration und passende Kissen für Sofa und Sessel gefragt. Vasen, Schalen und Leuchter sollen im Einklang zueinander stehen. Farben wie Weiß und Silber mit Naturtönen wie Champagner stehen hoch im Kurs. Im Trend liegt ebenfalls eine Mischung aus Holz mit Metall, wie beispielsweise Esstische mit Metallkufen. Zudem geht der Trend wieder zurück zu den 70ern mit Stahl oder Lichter im Drahtgestell.

Persönlichkeit, Erfahrungswerte und ein nettes Wort

„Kunden kommen, weil sie zu uns kommen wollen, gerade die persönliche Beratung steht an erster Stelle“, zeigt Rita Tensi weiter auf. „Manchmal kommt hinzu, dass wir die zu beschenkende Person und ihren Geschmack mitunter kennen. Da kommt auch ein nettes Wort dazu und man kann sich auch mal erkundigen: wie geht es der Familie?“

Gerade durch den Onlinehandel geht die persönliche Beratung verloren. Nicht nur das Erlebnis des Einkaufens verändert sich, weiß Sohn Adrian. „Alleine ein Produkt in die Hand zu nehmen verkennen viele Menschen. Wenn ich etwas anfasse, merke ich, dass es etwas wertiges ist und meinen Anforderungen entspricht. Außerdem kann ich im Geschäft zusätzlich Dinge finden. Im Internet muss ich einen Suchbegriff eingeben und dann wird mir auch ausschließlich das angezeigt. Was fehlt, ist das ‚Inspiration holen’.“ Auch wenn eine Kundin eine Tasche sucht, muss diese „angelegt werden“ erzählt Rita Tensi. „Denn eine Tasche ist wie ein Kleidungsstück. Es ist ganz interessant: Man muss schauen: ist es die richtige Länge? Wie trägt die Kundin die Tasche? Welche Vorlieben hat die Kundin?“, beschreibt sie weiter.

„Man kann es bereits dann sehen: Ob es ihre ist, wenn die Dame die Tasche umlegt.“ Neben den zu erwerbenden Produkten hält Familie Tensi auch Gutscheine als Geschenk bereit. Zusammen mit einer hübschen Dekoration wird somit ein Geldgeschenk deutlich aufgewertet. Es geht immer weiter Adrian Tensi ist bereits seit 2016 Geschäftsführer und hat dadurch die Nachfolge im Familienunternehmen angetreten. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Verena Käsling, die seit April 2018 ebenfalls im Unternehmen tätig ist, wird er die Zukunft des Unternehmens bestimmen. Der Erste Schritt der sechsten Generation ist bereits gemacht: Die Büroräume des Elektrobetriebs wurden direkt ins Nebengebäude, in der alten Stadtapotheke verlagert.

In den nächsten Wochen wird sich dort noch einiges tun und sich optisch verändern. „Die Werkstatt bekommt so ihr eigenes Gesicht“, freut sich der 34-Jährige. Die Mischung aus positiver Veränderung und wirtschaftlicher Verhältnisse sind bei unserem Gespräch deutlich geworden. Nach unserem Gespräch werde ich nachdenklich und bin trotzdem erstaunt: Trotz der sich verändernden Gesellschaft und manchmal schwierigen arbeitspolitischen Tendenzen trotzt Familie Tensi allen Gegebenheiten und ist für die Zukunft durchaus positiv gestimmt.


Fotos: as

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