Brakel (red). Wortgewaltig und stimmenstark ergriff Elmar Brok, ehemals langjähriger Abgeordneter des Europaparlaments, das Mikrophon am Sonntag auf der Kundgebung von Pulse of Europe in Brakel.
"Ich bin aus dem sonnigen Bielefeld durch das friedliche Ostwestfalen nach Brakel gekommen und höre im Radio von schrecklichen Mordtaten an Ukrainerinnen und Ukrainern in der Nähe von Kiew." Die Gleichzeitigkeit von Frieden und Krieg, von hart erarbeitetem Wohlstand und völliger Zerstörung innerhalb weniger Tage ist schwer zu ertragen, sind wir doch alle davon ausgegangen, dass es in Europa nach 1945 keinen Krieg mehr geben wird. Aber wir alle - er selbst auch, habe sich getäuscht.
Völlig unverständlich für Brok ist, dass niemand das 22- seitige Schreiben Putins im Sommer 2021 zur Kenntnis genommen habe.
Aus der deutschen Geschichte weiß man doch, dass Diktatoren ihre Vorhaben vorher ankündigen, so Brok. "Nur, man glaubt ihnen nicht oder: man will es nicht glauben."
Für Elmar Brok ist die Idee, mit Wirtschaftsbeziehungen den Frieden zu gestalten, seit dem 24. Februar hinfällig geworden. Er schätzt, dass die Zerstörung der Ukraine erst der Anfang ist. "Sollten Putin und seine Armee erfolgreich sein, dürften die nächsten Opfer die baltischen Staaten und Polen sein."
Warum sehen die Deutschen das Problem anders, fragt er, ohne selbst eine befriedigende Antwort zu wissen. Nur Proteste, wie hier in Brakel und in vielen anderen Städten und ein konsequentes Einfrieren der Wirtschaftsbeziehungen wird eine Ausdehnung des Krieges verhindern." Auch uns wird es wirtschaftlich weh tun," endet der Redner.
Die etwa 200 anwesenden Bürgerinnen und Bürger spenden nachdenklichen, aber heftigen Beifall.
Auch Brakels Bürgermeister sagte:“ Krieg, Androhung und Anwendung von Gewalt dürfen kein Mittel der Politik sein.“ Krieg sei das größte Verbrechen der Menschheit an die Menschheit und dürfe nicht einfach hingenommen werden“, so Hermann Temme weiter. „Statt Kriegen, Rassismus und Feindbilder brauchen wir Zusammenarbeit, Zusammenhalt und internationale Solidarität“, betonte der erste Bürger der Stadt.
Pulse of Europe – Initiative Brakel hatte zur Kundgebung aufgerufen. Brakeler Vereine, Verbände und Kirchen beteiligten sich aktiv, so spiele die Stadtkapelle neben der Europahymne „Freude schöner Götterfunke“ auch die ukrainische Nationalhymne unter Begleitung des Madrigalchores. Begleitet wurde das Programm von Georg Rox, ein gefragter Jazzpianist aus Brakel mit einer besinnlichen Eigenkomposition und Claus Diedrich mit zwei besinnlichen Gedichten über das aktuelle Geschehen in der Ukraine.
Rainer Pauli, Sprecher von Pulse of Europe zitierte Wolodymir Selensky, der auf einer anderen Kundgebung von Pulse of Europe per Video zugeschaltet war: „Schweigen Sie nicht, gehen Sie auf die Straße. Unterstützen Sie die Ukraine, wir brauchen sie. Unterstützen Sie unsere Freiheit, denn dieser Sieg ist nicht nur ein Sieg über die russische Armee, sondern auch ein Sieg des Lichts über die Finsternis. Es ist ein Sieg des Guten über das Böse, ein Sieg der Freiheit über das, was heute auf unserem Gebiet in der Ukraine geschieht. Schweigen Sie nicht, unterstützen Sie die Ukraine. Denn wenn die Ukraine nicht überlebt, wird ganz Europa nicht überleben. Wenn die Ukraine fällt, wird ganz Europa fallen. Und wenn wir gewinnen, und ich habe Vertrauen in mein Volk und in Sie, wird es ein großer Sieg für die Demokratie und ein Sieg für die Freiheit sein, und dann werden aus Schweigeminuten Jahre des Aufblühens. Europa, sei so stark wie die Ukraine. Ave Ukraine. Vilnius, Frankfurt, Tiflis, Bratislava, Prag, Lyon, Paris - jeder von Ihnen ist heute Ukrainer.“ Zum Ende der Kundgebung rief Pauli allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu: „Der Friede ist kein Naturgesetz! Lasst uns Zeichen des Zusammenhalts, der Solidarität, der Entschlossenheit für eine wehrhafte Demokratie setzen und hier von Brakel aus ein Bündnis für Frieden und Solidarität schaffen! Lasst uns gemeinsam einstehen für Frieden und Freiheit in der Ukraine und in Europa.“
Foto: Stadt Brakel