Brakel (red). Die Stadt Brakel erhielt aktuell vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein Westfalen rund 6,7 Millionen Euro für den Ausbau der städtischen Kläranlage. Eine neue Reinigungsstufe soll künftig auch Medikamentenrückstände und Mikroplastik aus dem Schmutzwasser filtern. "Wir freuen uns über eine Förderung in dieser Größenordnung", so Bürgermeister Hermann Temme bei der Übergabe des Bewilligungsbescheides im Sitzungssaal „Alte Waage“. Die Stadt Brakel sei durch diese Förderung nun in der glücklichen Lage, dieses ökologisch wichtige Thema anzugehen und zugleich dem Gewässerschutz Rechnung zu tragen.
Es brauche zwar noch etwas Zeit bis zur Fertigstellung, erklärte Temme, aber er sei zuversichtlich, dass die neue Reinigungsstufe innerhalb des Zeitplanes in Betrieb genommen werden könne. Überreicht wurden die Fördermittel durch Hans-Jürgen Fragemann (Referat IV-7 Abwasserbeseitigung) vom Ministerium für Umwelt in Düsseldorf. "Ich freue mich, heute gleich zwei Förderanträge an Städte im Kreis Höxter überreichen zu dürfen", erklärte Fragemann, denn Brakel und Bad Driburg seien zwei der insgesamt 15 Kommunen, die entsprechende Fördermittel beantragt hatten. Das Ministerium begrüße die Anträge, da die Maßnahmen sich ebenfalls positiv auf den Gewässerschutz auswirken werden, so Fragemann abschließend. Seitens der NRW.Bank, die als "verlängerter Arm" des Ministeriums diesen Förderprozess ebenfalls begleitet, nahm Hanno Beckert an dem Termin teil.
Über 90 Prozent der Gewässer in NRW weisen bisher nicht den gemäß § 27 des Wasserhaushaltgesetzes (WHG) geforderten guten ökologischen Zustand nach. „So wird auch der ökologische Zustand von Nethe und Brucht, in die die Kläranlage Brakel einleitet, bisher mit „mäßig“ bewertet“, erläuterte Projektleiter Alexander Frewer, der bei der Stadt Brakel für den Bereich „Abwasser“ zuständig ist. Dies liege teilweise an den vorhandenen Mikroschadstoffen, erklärte der erfahrene Diplom-Ingenieur. Die kommunalen Kläranlagen gehören zu den bedeutenden Eintragspfaden von Mikroschadstoffen in Oberflächengewässer, da die konventionellen Abwasserreinigungsverfahren nicht für den Rückhalt von Mikroschadstoffen geeignet seien. Da viele der sogenannten Mikroschadstoffe nicht ersetzt oder verboten werden können, müsse ein Multi-Barrieren-Konzept zum Schutz der Gewässer geschaffen werden. Eine weitgehende Elimination der Mikroschadstoffe auf kommunalen Kläranlagen sei durch zusätzliche Verfahrensschritte technisch mittlerweile möglich. Beispiele für Mikroschadstoffe seien unter anderem Arzneimittel, Süßstoffe, Haushaltschemikalien, Pestizide und „Mikroplastik“. 2016 wurden spezielle Untersuchungen an den Gewässern in Brakel durchgeführt, es wurde festgestellt, dass sowohl am Ablauf der Kläranlage als auch in der Brucht Mikroschadstoffe enthalten seien. So wurden die Planungen aufgenommen und Ende 2020 ein Förderantrag gestellt. Alexander Frewer erläuterte, die vierte Reinigungsstufe werde mit 70 Prozent gefördert, hierzu kommen noch weitere Ertüchtigungen an der Anlage, sodass die Gesamtkosten des Projekts voraussichtlich 2025 rund 13 Millionen Euro betragen werden. Die Realisierung der vierten Reinigungsstufe werde insgesamt rund 10 Millionen Euro kosten, der Eigenanteil der Stadt betrage rund 3 Millionen Euro.
Auch der Landtagsabgeordnete Matthias Goeken freute sich über diese regionale Förderung, die eine große Bedeutung für den ländlichen Raum habe, denn gerade im Hinblick auf die Verantwortung gegenüber den nachfolgenden Generationen sei diese vierte Reinigungsstufe eine zukunftsorientierte Investition.
Foto: Stadt Brakel