Bad Driburg (red). Im Herbst dieses Jahres beginnt eine neue Konzertreihe in der katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul. Unter dem Titel „Orgelherbst“ finden drei Orgelkonzerte in den drei Herbstmonaten statt.
Das erste Konzert am Sonntag, dem 6. September, um 16.30 Uhr, gestaltet Stephan Pollhammer aus Salzburg. Das Programm des Konzerts folgt dem Motto „Variation“.
Die 6. Orgelsonate von Felix Mendelssohn Bartholdy befasst sich mit dem Choral „Vater unser im Himmelreich“, der mal meditativ, mal kraftvoll brausend die gesamte Sonate als roter Faden durchzieht. Mendelssohns Sonate werden Werke aus der Feder eines der großen Vorbilder Mendelssohns gegenübergestellt: Johann Sebastian Bachs Choralvorspiele über „Vater unser im Himmelreich“.
Mit Gerard Bunk kommt nun das 20. Jahrhundert zu Wort. Gerard Bunk machte sich vor allem als Organist an St. Reinoldi in Dortmund einen Namen. In seinem Stück „Einleitung, Variationen und Fuge über ein altniederländisches Volkslied“ behandelt er das Volkslied mit großem Erfindungsreichtum und einer vielfältigen Harmonik, wobei die große Form hervorragend gewahrt bleibt und ein formvollendetes Stück deutscher Orgelromantik entsteht.
Arno Landmann war ebenfalls vor allem als Organist bekannt und berühmt. Seine „Variationen über ein Thema von Händel“ stehen ganz im Zeichen der deutschen Spätromantik – das Thema seiner Variationen stammt jedoch aus der Barockzeit.
Stephan Pollhammer, Jahrgang 1998, studiert Orgel und Instrumentalpädagogik Klavier an der Universität Mozarteum in Salzburg. Neben einer regelmäßigen Konzerttätigkeit nimmt er an Wettbewerben teil: zuletzt erhielt er 2019 den ersten Preis beim Internationalen Rheinberger-Wettbewerb in Vaduz sowie 2020 den zweiten Preis beim Internationalen Bachwettbewerb in Wiesbaden.
Im zweiten Konzert am 11. Oktober um 16.30 Uhr spielt Mona Rozdestvenskyte die 3. Symphonie sowie Auszüge aus der 6. Symphonie von Louis Vierne. Louis Vierne wurde im Alter von 30 Jahren im Jahr 1900 zum Titularorganisten der Pariser Kirche Notre Dame ernannt – eine Stellung, die er bis zu seinem Tod – am Orgelspieltisch während eines Konzerts – 1937 behielt. Seine Musik orientiert sich an den klanglichen Möglichkeiten der großen Orgel der Notre Dame aus dem Jahr 1868: In seiner Musik ist die Orgel nicht mehr ein Instrument, sondern ein ganzes Orchester. Noch heute erfreuen sich die äußerst dynamischen Symphonien bei Organisten und Publikum besonderer Beliebtheit.
Nach dem zweiten Konzert, der „Symphonie“, beschließt das dritte Konzert am 15. November um 16.30 Uhr den Orgelherbst 2020. Mona Rozdestvenskyte spielt unter dem Titel „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ ein Konzert um das Thema Tod, Sterben und ewiges Leben. Die Ouvertüre zum Oratorium „Paulus“ von Felix Mendelssohn Bartholdy lässt im Orchester den Choral strahlend erschallen. Im Konzert erklingt eine virtuose Bearbeitung für die Orgel.
Dem gegenüber steht „Combat de la mort et de la vie“ - „Der Kampf von Leben und Tod“ – von Olivier Messiaen. Messiaen schuf ganz neue, eigene Klangwelten, die sogar einem selbst erfundenen harmonischen System unterliegen. Zunächst ereignet sich der Kampf, an dessen Ende das „Todes-Thema“ gleichsam in Stücke gehauen wird. Im zweiten Teil erblüht daraus das „Lebens-Thema“ „im besonnten Frieden der glücklichen Liebe“ im unendlich langsamen Tempo als Zeichen für die Ewigkeit.
Eine weitere Transkription eines berühmten Orchesterwerks folgt mit dem „Danse macabre“ – „Totentanz“ von Camille Saint-Saens. Der Legende nach ruft der Tod die Toten aus ihren Gräbern, damit sie für ihn tanzen, während er seine Geige spielt. Das Stück steigert sich in immer gewaltigere, energische Höhen – bis schließlich der Hahn kräht und die Toten in ihre Gräber zurückkehren.
Das Konzert wird durch eine weitere Vertonung des titelgebenden Chorals beschlossen: In der Choralphantasie über „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ von Max Reger besiegt der Choral die Dunkelheit und Tiefe des Todes. Das Werk endet in der Fuge mit dem höchst glanzvollen „Des jauchzen wir und singen dir das Halleluja für und für.“
Mona Rozdestvenskyte ist seit 2017 in Bad Driburg tätig. Sie studiert an der Hochschule für Musik Detmold im Studiengang Master Orgel. Ihre rege Konzerttätigkeit mit Konzerten in den USA, England, Spanien, den baltischen Staaten sowie Österreich, Deutschland und der Schweiz wird durch die erfolgreiche Teilnahme an vielen Wettbewerben ergänzt.
Foto: Mona Rozdestvenskyte