Kreis Höxter (TKu). Erstmals seit zehn Jahren verzeichnet die Polizei im Kreis Höxter zwei tödliche Verkehrsunfälle mit Kindern. Die Vorstellung des Verkehrsberichts 2024 macht deutlich, dass die Unfallzahlen trotz eines allgemeinen Rückgangs weiterhin Anlass zur Besorgnis geben. Die Verkehrsbilanz wurde nun durch den ersten Hauptkommissar Markus Tewes, Leiter der Direktion Verkehr, Landrat Michael Stickeln, Polizeidirektor Christian Brenski und Polizeihauptkommissar Jörg Böning, Leiter der Führungsstelle Verkehr, vorgestellt.
Die Unfallzahl ging zwar von 4235 auf 4133 im Vergleich zum Vorjahr zurück, dennoch waren 19 Menschen mit schweren Verletzungen sowie zwei Todesopfer mehr zu beklagen. Damit ist die Zahl der Schwerverletzten und Todesopfer im Vergleich zum Vorjahr gestiegen – ein alarmierender Trend, den auch Landrat Michael Stickeln bei der Präsentation des Verkehrsberichts hervorhob. Insgesamt waren es 149 Menschen, die auf den Straßen im Kreis schwere Verletzungen erlitten haben. Sieben Verunglückte starben, darunter zwei Kinder (vier und zehn Jahre alt). Am 13. April 2024 ereignete sich auf der B 241 bei Hohenwepel dieser tragische Unfall, bei dem die Kinder ihr Leben verloren. Mehr Unfälle mit Kindern und Senioren insgesamt verzeichnet: Den Anstieg der Unfälle mit Kindern und Senioren bezeichnete Landrat Stickeln insgesamt als besorgniserregend. 56 Kinder verunglückten im Straßenverkehr – ein Anstieg um 51 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023. Die Gründe bezeichneten die Verantwortlichen als vielfältig: 25 Kinder wurden als aktive Verkehrsteilnehmer verletzt, 13 waren mit dem Fahrrad, Pedelec oder E-Scooter unterwegs, während 26 als Mitfahrer in Autos verunglückten.
Auch die Zahl der verletzten Senioren ist gestiegen. 89 ältere Menschen wurden im Straßenverkehr verletzt, ein Trend, der seit Jahren zu beobachten ist. „Jeder sechste Verletzte im Kreis Höxter ist ein Senior – vor zehn Jahren war es jeder zehnte“, erklärte Markus Tewes, Erster Polizeihauptkommissar und Leiter der Direktion Verkehr. Die Polizei sieht vor allem überhöhte Geschwindigkeit und Unaufmerksamkeit als Hauptgründe für schwere Unfälle. 429 Unfälle mit Verletzten wurden durch zu schnelles Fahren oder Missachtung der Vorfahrt verursacht. Moderne Fahrzeuge ermöglichen mittlerweile eine exakte Nachverfolgung der gefahrenen Geschwindigkeit, was die Polizei für eine verstärkte Kontrolle nutzen möchte. „Es geht nicht darum, Kassen zu füllen, sondern Menschenleben zu retten“, betonte Landrat Michael Stickeln. Dennoch stößt die Verkehrssicherheitsarbeit auf Widerstand: Erst kürzlich wurde ein Blitzer-Anhänger durch Vandalismus beschädigt. „Solche Angriffe verhindern lebensrettende Maßnahmen“, kritisierte Tewes.
Ein weiteres Problem sind illegale Autorennen und Fahrer unter Drogen- oder Alkoholeinfluss. Acht Täter wurden im vergangenen Jahr überführt – vier von ihnen besaßen gar keinen Führerschein. Bei Verkehrskontrollen stellte die Polizei vermehrt Drogen- und Alkoholkonsum fest. In einem besonders kritischen Fall wurde ein Fahrer aufgrund auffälliger Fahrweise gestoppt, obwohl Alkohol- und Drogentests negativ ausfielen. Eine Blutuntersuchung ergab später eine gefährliche Unterzuckerung, die zu einem schweren Unfall hätte führen können. Die Polizei appelliert an alle Verkehrsteilnehmer, mehr Rücksicht und Aufmerksamkeit walten zu lassen. Landrat Stickeln betonte: „Verkehrsunfälle passieren nicht einfach, sie werden verursacht.“ Besonders außerhalb geschlossener Ortschaften sind schwere Unfälle häufig. 51,5 Prozent der Unfälle mit Verletzten und alle tödlichen Unfälle ereigneten sich außerhalb von Ortschaften. Die „Vision Zero“, die langfristig keine Verkehrstoten mehr anstrebt, bleibt weiterhin das Ziel der Behörden. „Keiner kommt um, alle kommen an“, lautet die Devise. Doch bis dieses Ziel erreicht ist, bleibt noch viel zu tun – für die Polizei, aber auch für alle, die am Straßenverkehr teilnehmen. Der Verkehrsbericht 2024 kann unter folgendem Link abgerufen werden: https://hoexter.polizei.nrw/sites/default/files/2025-03/verkehrsbericht-2024_2.pdf
Foto / Statistik-Repros: Thomas Kube